Teil 9
von „The Mormons“
Die Geister von Mountain Meadows
(übersetzt von Manfred Trzoska)
Ken Verdoia, Journalist:
„John D. Lee
schrieb Jahre später, dass es von dem Tage an, als die Fancher-Gruppe auf dem Feld abgeschlachtet wurde, ein Schweigegelübde gab, und die Person, die dieses Gelübde brechen würde, würde dafür mit dem Leben bezahlen.“
Nephi Johnson (Leutnant der Nauvoo-Legion, leitete die Tötung der Frauen und Kinder)
Isaac C. Haight (Pfahlpräsident von Cedar City)
Philip Klingensmith (Bischof von Cedar City)
Will Bagley, Historiker:
„Versucht man die Geschichte von Mountain Meadows zu erzählen, stellt man fest, dass die Quellen fehlen. Man kann weder auf Aussagen der Mörder noch der überlebenden Kinder zurückgreifen. Und somit wird das, was wir eigentlich über das Massaker wissen, an jedem Punkt herausgefordert. Aber das, was wir wirklich wissen, ist die Vertuschung. Die Vertuschung kann sehr deutlich dokumentiert werden und sie ist nicht mehrdeutig, sondern es ist absolut deutlich, dass dieses Ereignis absichtlich verzerrt, falsch dargestellt und verborgen wurde.“
Verleugnungen der Kirche begannen sofort.
Sie schickten Briefe an Mormonenautoritäten außerhalb Utahs, die besagten, dass die Paiute-Indianer es getan hätten, und überbrachten Berichte nach Washington, die diese Unwahrheit wiederholten. Die Behauptungen der Kirche wurden innerhalb weniger Tage veröffentlicht.
1858 identifizierte die Titelseite der New York Times John D. Lee als Anstifter des Massakers.
Randall Paul, Autor:
„Mein Ur-Ur-Großvater war John D. Lee,
der der einzige war, der vor Gericht gebracht und für das verurteilt wurde, bei dem es mindestens 5 Komplizen von anderen Führern gab, so denke ich, wenn man die historischen Berichte liest, die in dieser Sache vor Gericht hätten stehen müssen. Brigham Young, der sein Adoptivvater war, unterstützte ihn nicht vor Gericht. Er kam nicht herein und sagte: ‚Lassen Sie uns diese anderen Typen finden! Es war nicht nur John D. Lees Fehler.’“
Schließlich wurde er hingerichtet, ironischerweise auf den Mountain Meadows.
Lee begibt sich protestierend in den Tod, nicht unbedingt wegen seiner Unschuld, sondern wegen „der Rolle, in die ich gedrängt wurde“.
Judith Freeman, Autorin:
„Die Leute, die an jenem Tag an dem Massaker teilnahmen, in das 75 oder 100 Männer verwickelt waren, - ich denke, dass ich für diese Männer mehr Verständnis bekam, wegen dieses Gedankens des mormonischen Prinzips des vollkommenen Gehorsams. Diesen Männern wurde befohlen, auf den Mountain Meadows zu erscheinen.
Somit waren sie irgendwie Opfer ihrer Frömmigkeit und ihres Gehorsams. Und wenn man Leute dazu bringen kann, zu glauben, dass sie Gottes Willen tun, dann kann man sie dazu bringen, alles zu tun.“
Eine der anspielendsten und hartnäckigsten Fragen ist: Wer gab den Befehl? Waren es örtliche Milizführer oder kam er von der höchsten Autorität, von Brigham Young?
Will Bagley, Historiker:
„Nachdem ich dieses Jahrzehnt studiert und in alle Einzelheiten geschaut hatte, bin ich überzeugt, dass dies ausdrücklich auf Brigham Youngs Anordnungen hin getan wurde.
Nichts passierte im Utah-Territorium, wovon Brigham Young nichts wusste. Es war eine aktive Racheaktion, es war eine politische Aktion, um zu demonstrieren, dass die Mormonen die Landwege kontrollierten, die von ganz oben angeordnet wurde.“
Glen Leonard, HLT-Kirchenhistoriker:
„Während ich die Quellen erforschte, fühlte ich mich durch das, was ich fand, erleichtert. Ich fühlte mich dadurch erleichtert, dass Brigham Young das tat, was er in der Utah-Kriegspolitik für das Beste hielt. Aber seine eigene Persönlichkeit, sein Wesen veranlasste ihn, weiter zu machen, oder er hätte abtreten müssen. Sein Fehler war, einige Emotionen hoch zu kochen, die außer Kontrolle gerieten. Aber er ordnete es nicht an und er sah nicht darüber hinweg.“
Judith Freeman, Autorin:
„Kurz bevor die Ereignisse am 11. September 1857, am Tag des Massakers, stattfanden, rief Brigham Young eine Anzahl von Stammeshäuptlingen nach Salt Lake City und in dieser Versammlung war Dan McCunning (?) anwesend, der tatsächlich Notizen machte, und in seinem Tagebuch haben wir einen Bericht über Brigham Young, wie er tatsächlich den Stammeshäuptlingen Anweisungen gibt, dass sie im Wesentlichen alle Wagentrecks auf einer bestimmten Route haben dürften. Die Mormonen bereiteten sich auf einen Krieg vor. Auf eine Weise war es Brigham Young, der sagte: „Geht los und macht sie nieder!“ Wir haben sehr wenige Beweise, dass Brigham Young in das Mountain-Meadows-Massaker verwickelt war, aber wir haben diesen einen Hinweis im Tagebuch meines Ur-Ur-Urgroßvaters, das sagt, dass Brigham Young zumindest die Voraussetzungen dafür schuf, dass bestimmte Ereignisse stattfanden.“
Ken Verdoia, Journalist:
„Über 150 Jahre später diskutiert man immer noch über die Geister von Mountain Meadows. Wer war der Auslöser, wer gab den Befehl? Wird man je die Antwort finden“
Dallin H. Oaks, HLT-Kollegium der Zwölf Apostel:
„Ich habe keinen Zweifel auf Grund dessen, was ich studiert und erfahren habe, dass Mormonen, einschließlich örtlicher Führer unserer Kirche, hauptsächliche Antreiber in dieser schrecklichen Episode waren und an der Tötungsaktion beteiligt waren. Und betrachtet man diese schreckliche Sache, die Barbarei des wilden Westens, die Umstände des Utah-Krieges, welche Provokationen man auch immer sehen mag, die zu solch einer extremen Episode geführt haben, zu solch einer extremen Schreckenstat, die durch Mitglieder meines Glaubens verübt wurde, so bete ich, dass der Herr diejenigen trösten wird, die immer noch darunter leiden, und ich bete, dass er einen Weg finden könnte, denen zu vergeben, die solch eine schreckliche Tat gegenüber diesen Mitmenschen begangen hatten.“
Kathleen Flake, Historikerin:
„Mountain Medows könnte der Moment sein, auf den man schauen und sagen kann: Hier hat der Mormonismus entgegen seinen eigenen Werten versagt, und sie hatten die Kontrolle verloren und in dem Sinne alles niedergebrannt, dass sie Gottes Gesalbte wären, im Namen Gottes sprächen, ein Werk zu vollbringen hätten, über dem Gesetz stünden. Mountain Meadows könnte dafür ein Symbol sein. Erst bis der Mormonismus selbst über die Meadows ins Reine kommt und wie es dazu kam, wird es für sie so lange lebendig bleiben müssen.“
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