Liberty Weekly Tribune, Clay County,
MO, 2. Okt. 1857
„Mormonische
Gewalttaten – Interessanter Brief von einem Mormonen“
„Der Alton Courier übersetzt einen
Brief von John Davis, einem entronnenen Mormonen, an eine walisische
Zeitung, die in New York veröffentlicht wird.--
Der folgende Auszug wird mit Interesse
gelesen werden:
Ich schätze, dass Sie
gespannt darauf sind, zu erfahren, warum ich Salt Lake verließ. Ich
werde an erster Stelle versuchen, sie darüber zu informieren, was
man tun muss, um ein Mormone zu sein. Er muss sich, seine Familie und
all seinen Besitz Brigham Young übergeben, und dann wird er den
zehnten Teil all seines Einkommens, die Arbeit von zehn Tagen,
abgeben müssen, und er muss zwei bis zehn Ehefrauen unterhalten.
Wenn er diesen Dingen nicht zustimmt, sollte er besser weggehen, aber
wenn er dies tut, steht er in Gefahr, jede Minute sein Leben zu
verlieren, denn sie würden ihn lieber töten, als dass durch ihn die
Welt erfährt, wie die Dinge unter ihnen stehen. Viele sind beim
Versuch zu entkommen erschossen worden. Ich habe gesehen wie Dutzende
auf der Straße erschossen wurden, und drei Tage bevor ich wegging,
sah ich, wie drei Personen nur deswegen getötet wurden, weil sie zu
entkommen versuchten. Sie wurden an einem Ort niedergeschossen, der
Springfield genannt wird, während sie ihre Koffer für die Abreise
packten. Dies ereignete sich ungefähr um 8:00 Uhr am Sonntagmorgen
nicht mehr als 50 Meter von den Toren der Stadt entfernt. Der erste
war ein junger Mann, der William Parish hieß; sein Körper wurde von
sieben Kugeln getroffen. Der zweite war sein Vater und der dritte war
ein Mann namens Potter, dessen Körper von nicht weniger als fünfzehn
Kugeln getroffen wurde. Der alte Mann war im Rücken durchbohrt und
seine Kehle an drei verschiedenen Stellen durchgeschnitten. Ich sah
sie daliegen und ich könnte die Personen benennen, die ihn töteten.
Brigham Young hat Männer für diesen Zweck. Ihre Anzahl beträgt
vierhundert. Sie werden „Zerstörende Engel“ genannt. Ihr
Hauptmann ist William Hickman und der zweite Befehlshaber ist Porter
Rockwell.
Die Mauern um die Stadt
herum sind fünfzehn Fuß hoch und sind von einem tiefen und breiten
Stadtgraben umgeben. Man betritt die Stadt durch vier Tore, die
nachts bewacht sind. Die Tore sind so eng, dass zur glechen Zeit nur
ein Fahrzeug passieren kann. - Die „Zerstörenden Engel“ gehen im
Frühjahr in die Prärie hinaus, um diejenigen abzufangen, die der
Stadt entkommen. Viele verließen sie zu Fuß im vergangenen Januar.
Sie schlafen tagsüber und reisen nachts. Ich weiß von Männern und
Frauen, die auf diese Weise gereist sind – die Männer waren als
Frauen und die Frauen als Männer verkleidet. Ich traf auf einige,
die sehr unter Nahrungsmangel litten; das Wenige, das sie hatten,
gaben sie den Frauen, und die Männer hielten sich hauptsächlich
durch die Milch der Frauen aufrecht.
Ich verließ Salt Lake
City am 17. April in Begleitung zweier Waliser und einem Afrikaner.
Die wenigen Mormonen, die von unseren Absichten wussten, sagten, dass
wir niemals die Staaten lebend erreichen würden, aber ich sagte
ihnen, dass ich entschlossen wäre, es zu versuchen, ganz gleich, was
geschehen würde. Am Samstag (dem Tag, nachdem wir aufgebrochen
waren) waren wir dreißig Meilen von der Stadt weggereist, als wir
drei Männer uns folgen sahen. - Sie wurden von Autoritäten der
Stadt geschickt, um uns einzufangen. Der Name des einen war Patrick
Linch, ein Ire von Geburt und Sekretär Brigham Youngs. Dieser Mann
feuerte mit seinem Revolver auf mich, aber die Kugel flog vorbei,
ohne mich zu verletzen. Dann näherten sie sich uns auf ihren Pferden
und erfragten unsere Namen, und als wir uns weigerten, sie ihnen zu
nennen, schworen sie, dass sie „unsere verdammten Hirne
hinausblasen“ würden. Im selben Augenblick erhob einer von ihnen
seinen Revolver, als wollte er ihn benutzen – er hatte einen auf
jeder Seite seines Sattels. Daraufhin zog ich meinen Revolver und
forderte ihn zum Schießen auf, wenn es ihm gefiele. Ich hatte sechs
Revolver und ein Gewehr bei mir, die zusammen 37 Kugeln enthielten.
Dann wurde eine weitere Kugel auf mich gefeuert, die an meiner linken
Wange vorbeipfiff. Daraufhin feuerte ich auf ihn und eine Kugel traf
sein Bein und eine weitere die Schulter. (Meine Freunde waren zu
diesem Zeitpunkt in den Wald gelaufen und ich war mir selbst
überlassen, um den Kampf zu bestreiten.) Dann verlor ich den Halt
und einer der Männer rannte mit einem Messer auf mich zu und
zerschnitt meinen Gürtel und nahm vier meiner Revolver an sich. Ich
konnte einen von ihnen ergreifen und feuerte und war erfolgreich
darin, sie eine Weile fernzuhalten, bis ich eine Gelegenheit hatte in
den Wald zu rennen, wo ich die Hilfe meiner Freunde bekam.“